Von Claudia Schneider:
Bevor die Aufmerksamkeit auf grundsätzliche Überlegungen
und Einblicke in die Wiener Situation gerichtet wird, möchte
ich einen Blick auf die Personen richten, die geschlechts-sensible
Pädagogik im Kleinkindalter tragen können:
Der Kindergarten als Arbeitsplatz:
In den Krippen und Kindergärten (öffentliche und private)
arbeiten österreichweit 12.694 Frauen und 36 Männer mit
Befähigungszeugnis oder Diplom (das entspricht einem Männeranteil
von 0,28%) ; im Hort liegt der Männeranteil bei 1,15% (das sind
17 absolut).
In Wiens Krippen und Kindergärten arbeiten entsprechend 3.419
Frauen und 24 Männer (0,7%) – wobei der Männeranteil
unterschiedlich hoch ist je nach TrägerIn: zwischen 0,5% (Erzdiözese)
und 1,4% (Kinder in Wien); die Wiener Kindergruppen weisen einen Anteil
von 15% männlichen Betreuern auf . [...]
Widerstände und "blinde Flecken"
Vor eineinhalb Jahren habe ich auf einer Fachtagung in Wien formuliert:
“Die Erkenntnisse der Sozialisationsforschung geben Grund genug,
so früh wie möglich mit einer bewussten emanzipatorischen
Erziehung anzufangen.” Mädchenarbeit und Bubenarbeit muss
bereits vor der Schule, vor der Jugendarbeit, im Kleinkindalter passieren.
Welche Widerstände gilt es hier zu bewältigen? In erster
Linie sind aus meiner Sicht zu nennen:
- fehlendes Fachwissen über Geschlechtersozialisation und allgemein
über gesellschaftliche Geschlechterverhältnisse,
- eine “Gleichheitsideologie” ohne Berücksichtigung
gesellschaftlich gegebener Macht-verhältnisse („Ich behandle
Mädchen und Buben gleich!“) und die Meinung, durch das
“Miteinander der Geschlechter” werden die Kinder quasi
von selbst zu partnerschaftlichem Verhalten gelangen,
- zu wenig ausgebildete Sensibilisierung für die eigenen blinden
Flecken und Fallen im Kopf, was die eigenen Frauen- und Männerbilder
und bewussten und unbewussten Erwartungen an Mädchen und Buben
anbelangt.
[...]